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Ein Lied für den Marktplatz

An einem sonnigen Nachmittag, kurz nachdem die Plakate azfgetaucht waren, saß Heinz Krümelmann wie jeden Nachmittag vor seinem kleinen Kiosk auf dem Marktplatz.
Vor ihm dampfte ein Becher Kaffee,
über ihm rauschte die alte Eiche,
und die Sonne schickte goldene Strahlen durch ihre Blätter.

Heinz zog seine Mütze ein Stück tiefer.
Er beobachtete die Leute:
Manche winkten ihm zu,
andere kauften eine Zeitung oder ein paar Bonbons.
Doch heute war alles ein bisschen… langsamer.
Fast wie in einem Traum.

„Früher war das alles anders“, murmelte Heinz.
Er dachte an die Zeit, als er noch gesungen hatte.
In einer Band. Auf kleinen Bühnen.
Er hatte Lieder gesungen, die von Herzen kamen.

„Träumereien“, flüsterte er und nahm einen Schluck Kaffee.

Aber… irgendetwas war anders.
Der Kaffee schmeckte heute ein bisschen süß –
wie Sommer,
wie Sonnenschein,
wie Erinnerung.

Heinz runzelte die Stirn.
„Was soll das denn jetzt? Hab ich zu viel Milch genommen?“, murmelte er.

Doch ganz in der Nähe,
zwischen den dicken Ästen der Eiche,
versteckt im Blätterdach,
beobachtete ihn jemand mit funkelnden Augen.

Nennia.

Sie saß dort ganz still,
hoch oben im Baum,
fast wie ein Schatten aus Licht.

In ihrer Hand hielt sie ihren Zauberstab.
An der Spitze: der kleine Kelch aus Süntelholz.
Ein Tropfen Magie war darin –
ein einziger Tropfen.
Und den hatte sie vor wenigen Augenblicken
in Heinz’ Kaffeebecher geträufelt.

Heinz bemerkte nichts von alledem.
Aber etwas veränderte sich in ihm.
Er spürte ein Kribbeln in den Fingern.
Die Blätter über ihm rauschten wie Musik.
Die Luft wurde weich.
Hell.
Warm.

Und plötzlich begann Heinz zu summen.
Ganz leise.
Fast ohne es zu merken.

Es war ein Lied,
das er als junger Mann gesungen hatte.
Ein Lied, das tief in seinem Herzen geschlafen hatte.

„Das Lied…“, flüsterte er.
Seine Stimme war zuerst ganz rau –
doch dann wurde sie klarer.
Sicherer.
Echter.

Oben im Baum lächelte Nennia still.
Sie sagte kein Wort.
Doch in ihren Augen glänzte Freude.

Heinz summte weiter.
Dann sang er.
Nur für sich.
Ganz vorsichtig.
Und ganz schön.

„Vielleicht… vielleicht singe ich wieder“, murmelte er.
„Nur für mich.
Oder für die Kinder auf dem Marktplatz…“

Er hielt seinen Becher fest,
aber in seinem Herzen war ein Licht angegangen –
so hell wie lange nicht mehr.

Was würdet Ihr tun, wenn Ihr plötzlich an einen alten Traum erinnert werdet? Vielleicht tanzen, malen oder sogar ein Lied singen wie Heinz?