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Carlos und der Zaubertropfen

Es war ein ruhiger Abend in Bad Nenndorf. In der kleinen Gaststube von Carlos brannte ein warmes Feuer. Die Gäste lachten, aßen Kuchen und unterhielten sich fröhlich. Das Licht flackerte gemütlich, und es roch nach Apfel und Zimt.

Carlos, der Wirt, stand hinter seinem Tresen. Er hatte dunkle Locken und ein freundliches Lächeln. Während er ein Glas mit einem karierten Tuch sauber rieb, sah er zufrieden in den Raum. Alle schienen glücklich zu sein.

„Carlos, wie machst du das nur? Hier ist es immer so schön!“, rief Frau Wender, eine alte Dame mit buntem Tuch auf dem Kopf. Sie aß gerade ein großes Stück Apfelkuchen. Carlos grinste. „Ein bisschen Musik, ein warmes Feuer – und schon ist es wie Zuhause!“, sagte er und zwinkerte.

Plötzlich wehte ein Windstoß durch die Tür. Die Kerzen flackerten. Niemand bemerkte, dass da jemand hereingeschlichen war – es war Nennia, die Hüterin der Süntelbuchen. Ganz leise schlich sie durch den Raum. Keiner sah sie. Sie war so flink wie ein Schatten.

Carlos öffnete gerade eine Flasche Rotwein. „Der ist für mich – weil ich heute fleißig war!“, sagte er und lachte. Doch der Korkenzieher fiel ihm aus der Hand. Als er sich bückte, schlich sich Nennia blitzschnell hinter den Tresen. In ihrer Hand hielt sie den kleinen Zauberstab mit dem besonderen Kelch aus Holz. Ganz vorsichtig ließ sie einen winzigen Tropfen Zauberwasser in Carlos’ Glas fallen. Der Tropfen glitzerte kurz – und war schon verschwunden.

Nennia war genauso schnell wieder weg, wie sie gekommen war. Niemand hatte sie gesehen. Nur der Wind wehte einmal leise durch den Raum.

Carlos richtete sich wieder auf, nahm das Glas, schnupperte daran und sagte: „Hmm… der riecht heute besonders gut!“ Dann trank er einen kleinen Schluck.

Plötzlich hielt er inne.

Etwas war anders.

Es fühlte sich an, als ob in seinem Herzen ein warmes Licht angeht. Die Stimmen um ihn herum wurden leise. Wo kam auf einmal dieser Geruch her? So vertraut, so anders als hier. Es roch nach Hitze, nach Maismehl, warm-erdig und gleichzeitig frisch wie Zitronen und Orangen. Er sah vor sich, wie er als kleiner Junge in Venezuela mit seiner Familie in der kleinen Küche kochte. Damals hatte er noch ganz oft gekocht – voller Leidenschaft und Experimentierfreude.

„Wann war ich eigentlich das letzte Mal Zuhause?“, flüsterte Carlos leise. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Es war, als hätte der Zaubertropfen ihn daran erinnert, wer er wirklich war: ein kreativer Koch, ein träumerischer und abenteuerlustiger Mensch.

Die anderen Gäste merkten nichts. Doch Carlos hielt das Glas in der Hand und wusste: Etwas Magisches war passiert.

Wenn Du einen Zaubertropfen hättest, was würdest Du damit tun? An welchen schönen Moment würde er Dich erinnern?