Am nächsten Morgen schien die Sonne sanft durch die Äste des Deisters, und ein leichter Wind ließ die Blätter flüstern. Der Wald war ruhig und friedlich, und Nennia saß auf ihrem Lieblingsfelsen, ganz versunken in die Schönheit, die sie umgab. Die Geräusche des Waldes, das Rascheln der Blätter und das Summen der Insekten, schienen wie eine sanfte Melodie, die nur sie hören konnte.
In der Nähe, nie weit von Nennia entfernt, flatterte und schwirrte Baddy – ihr treuer, flauschiger Freund, der immer für Überraschungen sorgte. Baddy war eine kleine Kreatur, so geheimnisvoll wie der Wald selbst. Er sah aus wie eine Mischung aus einer winzigen Eule und einem pelzigen Bärchen, mit großen, strahlenden Augen, die vor Neugier funkelten, und samtweichen Flügeln, die mehr zum Schaukeln als zum Fliegen gemacht schienen. Wenn Baddy irgendwo auftauchte, brachte er eine unbeschwerte, kindliche Freude mit sich, die sofort ansteckend war.
„Nennia! Schau mal hier!“ rief er aufgeregt, während er mit einem kleinen Flügelschlag um einen dicken Ast herumflatterte. In seiner Begeisterung flog er fast gegen ein Spinnennetz, doch im letzten Moment wich er aus und landete mit einem kleinen Plumps neben Nennia auf dem Moos. „Da ist eine besonders leuchtende Blume! Glaubst du, sie ist magisch?“
Nennia lachte leise und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Nicht alles im Wald ist magisch, Baddy. Aber ich glaube, du würdest in allem ein wenig Magie finden, wenn du könntest.“ Sie schaute ihn mit einem warmen Lächeln an. Baddy sah sie an, seine Augen groß und rund wie kleine, leuchtende Monde. „Weißt du, das Leben ist doch viel aufregender, wenn man in allem ein bisschen Magie entdeckt, oder?“
Baddy ließ sich plumpsend ins weiche Moos sinken, seine flauschigen Beine ausgestreckt und die kleinen Flügel eingeklappt. Sein Fell schimmerte golden im Sonnenlicht, fast so, als hätte es die Strahlen eingefangen. Die flauschigen Federn seiner Flügel waren in sanften Pastellfarben gefärbt – ein zartes Blau, das an den Himmel erinnerte, ein Hauch von Rosa wie die Morgendämmerung und ein sanftes Grün wie das Moos unter ihnen. Seine großen Ohren, die ihn ein wenig wie eine Eule aussehen ließen, bewegten sich aufmerksam und lauschten jedem Klang des Waldes.
„Nennia, das Leben ist doch viel schöner, wenn man alles mit ein bisschen Magie betrachtet, oder?“ Baddys Stimme war leise und verträumt, und Nennia konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Ja, Baddy, das ist es wirklich.“
Baddy liebte es, die Welt zu erkunden und fand überall etwas Wunderbares. Jeder Stein, jedes Blatt und jede Wolke weckte seine Neugier. Er stolperte oft über seine eigenen kleinen Flügel, doch das hielt ihn nie auf – im Gegenteil. Sein Herz war groß und voller Freude, und für Nennia war er mehr als nur ein Begleiter. Baddy brachte sie zum Lachen und erinnerte sie daran, wie schön es ist, die Welt durch die Augen eines Kindes zu sehen.
„Nennia,“ begann Baddy plötzlich und zupfte ein Blatt von seinem Flügel, „weißt du noch, als wir im Kurpark den alten Kastanienbaum besucht haben? Ich glaube, er hat mir einen geheimen Wunsch verraten!“ Seine Augen funkelten vor Aufregung. Nennia lächelte und legte ihre Hand sanft auf seinen Kopf. „Ja, ich erinnere mich. Es war wirklich ein magischer Moment.“
Die beiden Freunde saßen still beieinander, während das Sonnenlicht durch die Blätter schimmerte und der Wald um sie herum lebendig wurde. Der Deister, mit all seinen Geheimnissen und seinem Zauber, war nicht nur ihr Zuhause, sondern auch der perfekte Ort, um gemeinsam zu träumen und neue Abenteuer zu entdecken.