Eines Morgens ging Nennia durch den Kurpark.
Der Tau glitzerte auf den Grashalmen, und zwischen den Beeten hing der erdige Duft des Herbst.
BaddBaddytterte um sie herum.
„Alles sieht so müde aus“, seufzte er. „Die Blumen lassen die Köpfe hängen.“
Nennia nickte. „Der Herbst ist trocken dieses Jahr. Die Erde braucht Geduld.“
Da entdeckte sie etwas Kleines zwischen zwei Steinen.
Ein winziger grüner Punkt, kaum größer als ein Daumennagel.
Runde Blättchen, zarte Fäden, ein Mut, der sich nicht verstecken wollte.
„Schau, Baddy“, flüsterte Nennia. „Ein Bubikopf. So nennt man diese Pflanze.“
Baddy beugte sich hinab. „So klein – und doch so frech! Er wächst einfach, wo er will!“
Nennia lächelte. „Dann nennen wir ihn Momo.“
Seit diesem Tag schaute sie oft nach ihm.
Momo wuchs nicht schnell, aber stetig.
Wo er den Boden berührte, machte er neue Wurzeln.
Leise. Geduldig. Stark.
In einer dieser Nächte, als der Mond über dem Park stand, kniete sie sich zu Momo und zog ihren Zauberstab hervor.
Der kleine Kelch aus Süntelholz glänzte im Mondlicht.
Darin lag ein Tropfen Quellwasser – golden, warm und kurz riechend nach Ei. (So riecht Magie!)
„Momo“, sagte Nennia leise,
„du bist klein und mutig.
Wenn der Mond aufgeht, darfst du aufwachen.
Du darfst deine Wurzeln heben, wandern und zeigen,
wie Hoffnung klingt.“
Sie ließ den Tropfen auf Momos Blätter fallen.
Es glitzerte kurz – dann wurde es still.
Seit dieser Nacht geschieht etwas Wunderbares.
Wenn der Mond steigt, beginnt Momos Zeit.
Er leuchtet in Rot, Blau, Gelb und Grün,
tapst über Steine, kitzelt die Gräser
und hinterlässt winzige Tropfen, die wie Regenbogen funkeln.
Baddy flüstert: „Kleines Ding, große Power.“
Alva blinzelt: „Hier wird gerade ein Herz mutig.“
Momo sucht die Pflanzen, die durstig sind.
Er kuschelt sich an ihre Wurzeln,
hält sie kühl, teilt, was er hat.
Am Morgen finden Altfred und Neulin bunte Punkte im Beet.
„Siehst du das?“, fragt Neulin.
„Vielleicht hört der Garten zu“, sagt Altfred leise.
Sie lassen Platz für Wege, für Wildes – für Momo.
Und wenn es wieder trocken wird,
dann beginnt einer zu sprechen:
Momo. Ganz leise, ganz klar:
„Augen zu. Wurzeln tief – wir schaffen das.“
Die Pflanzen antworten.
Die Steine brummen.
Der Park atmet.
Gehst du frühmorgens durch den Kurpark und siehst einen Tropfen, der schimmert,
sag leise: „Danke, Momo.“
Vielleicht hörst du ihn antworten.
Vielleicht spürst du nur ein warmes Kribbeln.
Beides ist Magie.
Und du?
Wenn du nachts für ein
kleines Stück deine Wurzeln
heben könntest –
wohin würdest du wandern?
Zu wem würdest du einen
Tropfen Mut bringen?
