Es war ein kühler Frühlingsmorgen in Bad Nenndorf. Die Sonne schlich langsam über die Hügel, und auf den Wiesen lag noch ein bisschen Nebel. Die Vögel zwitscherten fröhlich, als wollten sie sagen: „Aufwachen, neuer Tag!“
Doch heute war etwas anders im Dorf. Über Nacht waren große, bunte von Hand gemalte Plakate aufgetaucht – leuchtend in rot, blau, gelb und grün. Sie hingen an Laternen, Wänden und Bäumen. In der Mitte stand in geschwungener Schrift:
„Wir laden dich ein nach Bad Nenndorf.“
Die Buchstaben sahen aus, als hätte ein Kind sie gemalt – verspielt, fröhlich, ein bisschen geheimnisvoll.
Heinz Krümelmann, der den kleinen Kiosk am Marktplatz hatte, war wie immer früh wach. Er zog den Rollladen hoch und wollte gerade anfangen, die Zeitungen zu stapeln.
Doch dann sah er eins der Plakate – direkt gegenüber, unter der alten Eiche. Die Farben leuchteten richtig im Morgenlicht.
„Was soll das denn?“, murmelte Heinz und kratzte sich am Kopf.
Er trat näher, betrachtete die Muster und runzelte die Stirn.
„Hat sich da der Bürgermeister was Neues ausgedacht?“, murmelte er und schüttelte leicht den Kopf. Aber irgendetwas an dem Plakat fühlte sich anders an. Ein bisschen wie Zauberei.
Ein paar Straßen weiter ging Bürgermeister Jürgen Gießen mit seinem kleinen Hund spazieren. Er trug – wie immer – seinen Anzug und ging – wie immer – seine Runde durch das Dorf.
An der Bushaltestelle blieb er plötzlich stehen.
Auch er hatte ein Plakat entdeckt. „Davon weiß ich nichts“, brummelte er leise.
Er zog die Leine ein Stück straffer und ging weiter – aber in seinem Kopf drehte sich alles nur noch um das seltsame Plakat. Irgendetwas stimmte nicht.
Zur selben Zeit rannten Bo und Jasper durch die engen Gassen.
Bo trug wie immer seine Mütze mit dem Schiff, Jasper hatte rote Haare und ganz viele Sommersprossen.
Sie waren beste Freunde – und ziemlich neugierig.
„Hey Bo, guck mal!“, rief Jasper.
An einem Laternenpfahl hing ein weiteres Plakat.
„Was steht da?“, fragte Jasper und stellte sich auf die Zehenspitzen.
Bo zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung, aber es sieht cool aus!“, sagte er und rannte weiter.
Jasper lachte und folgte ihm.
Nicht weit entfernt lief Dorflin zur Schule.
Er war ein schlanker Junge mit Brille und lebte am Waldrand.
Als er ein Plakat an einem alten Haus sah, blieb er stehen.
Er holte sein kleines Notizbuch aus der Tasche und zeichnete es ab.
„Was das wohl bedeutet?“, flüsterte er.
Das Plakat ließ ihn nicht los. Er war aufgeregt.
Es fühlte sich an wie ein Rätsel, das gelöst werden wollte.
Im ganzen Dorf blieben die Leute stehen.
Sie redeten über das bunte Plakat.
In der Bäckerei, auf dem Markt, im Café – alle fragten:
„Wer hat es aufgehängt?“
„Was bedeutet es?“
„Warum weiß keiner was davon?“
In der Schenke von Carlos Pegel wurde schon wild geraten.
Einige dachten, es sei eine Kunstaktion.
Andere sagten, bestimmt waren es Jugendliche.
Carlos lehnte sich an seinen Tresen, lächelte und sagte nur:
„Vielleicht ist es etwas Magisches. In Bad Nenndorf ist alles möglich.“
Als der Tag zu Ende ging, leuchteten die Laternen warm auf die Straßen.
Die bunten Plakate schimmerten im Licht.
Niemand wusste, woher sie kamen.
Niemand wusste, was sie bedeuteten.
Aber tief im Inneren spürten einige schon:
Etwas beginnt.
Etwas Großes.
Etwas Geheimnisvolles.
Was denkst Du, wie sieht das geheimnisvolle Plakat aus?