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Baddy, Nennia und Dorflin sind die unzertrennlichen Freunde, die gemeinsam die magischen Geheimnisse von Bad Nenndorf entdecken. Baddy, ein flauschiges Fabelwesen, bringt mit seiner verspielten Art Leichtigkeit in die Gruppe und erinnert daran, das Leben mit Freude zu genießen. Nennia, die Hüterin der Süntelbuchen, ist mutig und weise, fest verbunden mit der Natur und entschlossen, sie zu schützen. Dorflin lernt durch ihre Abenteuer, seine innere Freiheit zu entdecken und auf sein Herz zu hören. Gemeinsam erleben sie die Magie der Natur und stärken die Gemeinschaft.

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Vorwort zur LagaSaga

In unserer heutigen Welt sind viele Menschen in ihren Gewohnheiten gefangen und voller Zweifel gegenüber allem Neuen. Kindheitsträume sind verschüttet, und der Glaube an das Wunderbare scheint oft verloren. Statt neugierig und mutig das Unbekannte zu begrüßen, reagieren viele mit Skepsis und Angst auf Veränderungen, die das Leben bereichern könnten.

In unserer heutigen Welt sind viele Menschen in ihren Gewohnheiten gefangen und voller Zweifel gegenüber allem Neuen. Kindheitsträume sind verschüttet, und der Glaube an das Wunderbare scheint oft verloren. Statt neugierig und mutig das Unbekannte zu begrüßen, reagieren viele mit Skepsis und Angst auf Veränderungen, die das Leben bereichern könnten.

Hier beginnt Nennias Reise. Als Hüterin der Süntelbuchen hat Nennia eine besondere Mission: Sie möchte den Menschen von Bad Nenndorf und darüber hinaus helfen, wieder zu träumen. Ihre Lebensaufgabe ist es, den Bewohnerinnen und Bewohnern die Freude an neuen Möglichkeiten, die Schönheit ihrer eigenen Kindheitsträume und den Mut, diese wiederzuentdecken, zurückzugeben.

Mit der heilenden Flüssigkeit aus der magischen Quelle Bad Nenndorfs, die sie in ihrem Zauberstab bei sich trägt, wirkt Nennia Wunder. Ein paar Tropfen in einem Getränk der Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner gemischt, reichen aus, um ihre Herzen zu öffnen. Plötzlich erinnern sich die Menschen an das, was sie einst glücklich machte – an ihre tiefsten Träume und Wünsche, die sie längst vergessen haben oder nie wagten zu leben. So mancher, der davon träumte, Künstler oder Sänger zu sein, spürt auf einmal den Mut, diesem Traum erneut nachzugehen.

Durch Nennias sanfte Zauberkraft erwachen in den Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohnern Mut und Begeisterung für das Leben. Sie beginnen, die Welt mit neuen Augen zu sehen und ihren früheren Sehnsüchten zu folgen, egal wie viel Zeit vergangen ist. So erzählt jede Bewohnerin und jeder Bewohner in der LaGaSaGa seine eigene Geschichte – eine Reise, die zu den Kindheitsträumen zurückführt und die Freude schenkt, das Leben mutig und voller Zauber neu zu gestalten.

Nun möchte ich dich einladen, ein bisschen wie Nennia zu sein. Nicht mit einem Zaubertrank, sondern mit wunderbaren Geschichten und neugierigen Fragen. Frag deine Eltern, deine Großeltern oder sogar deine Urgroßeltern, was sie als Kinder träumten und warum sie diese Träume vielleicht nie verfolgt haben. Lade sie ein, es gemeinsam mit dir noch einmal zu versuchen. Bestärke sie, mutig zu sein und Freude am Neuen zu finden. Dann bist auch du ein bisschen wie Nennia – eine Hüterin oder ein Hüter der Träume und der Freude am Leben.

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Kapitel 1 - Die Magie erwacht

Rätselhaftes Plakat

Ein kühler Frühlingsmorgen hüllte Bad Nenndorf in sanften Nebel, als bunte, geheimnisvolle Plakate an den Wänden des Dorfes auftauchten. Die Menschen blieben stehen, flüsterten, und fragten sich, wer wohl dahintersteckte. Eine seltsame Magie lag in der Luft – als hätte das Dorf einen alten, längst vergessenen Traum zu neuem Leben erweckt.

Es war ein kühler Morgen im Frühling, als die ersten Strahlen der Morgensonne vorsichtig über die sanften Hügel von Bad Nenndorf krochen. Der Nebel hing noch wie ein leichter Schleier über den grünen Feldern, und der Duft von feuchtem Gras lag in der Luft. Die Gassen des Dorfes, mit ihren alten Kopfsteinpflasterwegen und den dicht aneinander gedrängten Fachwerkhäusern, schienen im sanften, goldenen Licht zu schimmern. Jedes Fenster und jeder Garten erwachten langsam aus der Nacht, während die Vögel in den Bäumen sangen und den neuen Tag willkommen hießen.

Doch an diesem Morgen war etwas anders. Über Nacht hatte sich das beschauliche Bild des Dorfes verändert. Große, handgemalte Plakate waren an verschiedenen Stellen aufgetaucht – leuchtend in Rot, Blau, Gelb und Grün, verziert mit verspielten Mustern und wirbelnden Linien, die die Augen förmlich dazu einluden, innezuhalten und genauer hinzusehen. Die Worte „Wir laden dich ein nach Bad Nenndorf“ standen in verschnörkelter Schrift in der Mitte, umrahmt von künstlerischen Verzierungen, die fast wie von Kinderhand gemalt wirkten, und doch eine geheimnisvolle, fast magische Aura ausstrahlten. 

Am Marktplatz, wo die jahrhundertealte Eiche stolz in der Mitte stand und ihre knorrigen Äste wie schützende Arme ausbreitete, öffnete Heinz Krümelmann seinen kleinen Kiosk. Der Platz war zu dieser frühen Stunde noch still und friedlich. Die weißen Bänke um den Brunnen waren leer, und nur das gelegentliche Zwitschern der Spatzen, die sich in den alten Ästen der Eiche niedergelassen hatten, durchbrach die Ruhe. Heinz war ein kleiner Mann , 66 Jahre alt , mit einem markanten Gesicht, das von Lachfalten durchzogen war, und grauen Haaren, die unter seiner dunklen Schiebermütze hervorlugten. Er war früh auf den Beinen, wie jeden Morgen, bereit, seine Stammkunden mit frischen Zeitungen und dem neuesten Dorftratsch zu versorgen. Doch heute hielt er inne, als er den Rollladen seines Ladens hochzog. Sein Blick fiel auf eines der Plakate, das direkt gegenüber an der alten Eiche befestigt war. Die Farben sprangen ihm sofort ins Auge, sie wirkten so lebendig und kraftvoll im Morgenlicht. Heinz kratzte sich nachdenklich am Kopf und trat näher. Seine blauen Augen studierten die geschwungene Schrift und die auffälligen Muster. „Was hat der Bürgermeister da schon wieder vor?“ murmelte er in seinen rauen Bart und schüttelte leicht den Kopf. Seine Hände, rau von der jahrelangen Arbeit, ruhten auf den Hüften, während er das Plakat aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtete. Heinz war neugierig, aber er konnte sich keinen Reim darauf machen. Irgendetwas an diesen Plakaten fühlte sich anders an, fast wie ein geheimes Versprechen, das in der Luft lag.




Zur gleichen Zeit, ein paar Straßen weiter, machte sich Bürgermeister Jürgen Gießen auf den Weg zu seiner morgendlichen Runde durch das Dorf. Jürgen war ein Mann von mittlerer Größe, stets ordentlich gekleidet in seinen grauen Anzug, den er auch bei diesen Spaziergängen trug. Sein Haar, das sich bereits an den Schläfen in Silber verwandelte, war immer akribisch gekämmt. Sein treuer Begleiter, ein kleiner Rauhaardackel mit leicht grauer Schnauze, tappte neben ihm her, die Leine locker in Jürgens Hand. Jürgen war ein Mann der Gewohnheit. Jeden Morgen machte er dieselbe Runde durch das Dorf, ließ die geordnete Welt von Bad Nenndorf auf sich wirken und genoss die Stille, bevor der Trubel des Tages begann. Doch heute wurde seine Routine gestört. Als er an der Bushaltestelle vorbeikam, hielt er abrupt inne. Seine Augen weiteten sich, als er das Plakat erblickte, das an der alten Holzwand befestigt war. Das bunte Kunstwerk stach zwischen den verwitterten Fahrplänen und den verblassten Plakaten vergangener Veranstaltungen hervor wie ein Schmetterling im Sonnenlicht. Jürgen runzelte die Stirn, sein sonst so ernster Gesichtsausdruck verdüsterte sich noch mehr. „Davon wusste ich nichts“, brummte er leise und schüttelte kaum merklich den Kopf. Er zog die Leine seines Dackels ein wenig straffer, der ungeduldig an seinem Bein zupfte, und setzte seine Runde fort, während seine Gedanken bei dem Plakat hängenblieben. „Das kann doch nicht sein…“, murmelte er weiter. Irgendetwas stimmte nicht.

Währenddessen tollten Bo und Jasper, zwei fünfjährige Jungen mit grenzenloser Energie, durch die engen Gassen des Dorfes. Bo, ein Junge mit dunklen Haaren, trug immer ein Cap mit einem Schiff und hatte immer einen Schalk im Nacken. Jasper, der etwas kleinere und rundlichere der beiden, zeichnete sich durch seine auffälligen roten Haare und Sommersprossen aus. Die beiden waren bekannt dafür, überall unterwegs zu sein und in jedes Abenteuer zu stolpern, das sich ihnen bot. „Hey Bo, guck mal!“ rief Jasper aufgeregt, als sie an einem Laternenpfahl vorbeikamen, an dem ein weiteres Plakat hing. Die Farben leuchteten förmlich in den Augen der Jungen. „Was steht da?“ fragte Jasper neugierig, während er sich auf die Zehenspitzen stellte, um einen besseren Blick auf das Plakat zu werfen. Bo legte den Kopf schief, versuchte die verschnörkelte Schrift zu entziffern, aber seine Lesefähigkeiten reichten noch nicht aus. „Keine Ahnung, aber sieht cool aus“, antwortete er schließlich und lachte, bevor er mit einem Sprung weiterlief. Jasper folgte ihm kichernd und ließ das Plakat hinter sich.

 

Inzwischen machte sich Dorflin, ein schlaksiger, blonder Junge mit Brille, auf den Weg zur Schule. Er lebte am Rande des Waldes, wo die Bäume des Deisters dicht und majestätisch in den Himmel ragten. Als er durch die Gassen schlenderte, fiel ihm eines der Plakate ins Auge, das an einer verwitterten Fachwerkfassade hing. Dorflin war von Natur aus ein nachdenklicher und neugieriger Junge. Er blieb stehen, schob seine Brille auf der Nase zurecht und betrachtete die kunstvolle Gestaltung des Plakats. Es weckte etwas in ihm, eine Neugier, die er nicht ganz erklären konnte. Die verspielten Muster und die geheimnisvolle Einladung wirkten wie ein Rätsel, das darauf wartete, gelöst zu werden. „Was soll das bedeuten?“ fragte er sich flüsternd und zog sein Notizbuch aus der Tasche. Schnell skizzierte er das Plakat, bevor er seinen Weg fortsetzte, den Blick immer noch auf das Bild gerichtet, das ihn nicht losließ.

Im gesamten Dorf verbreitete sich die Nachricht von den mysteriösen Plakaten wie ein Lauffeuer. Menschen blieben stehen, um die Plakate zu betrachten, und begannen, miteinander zu diskutieren. In der Bäckerei, im Café, auf dem Marktplatz – überall hörte man die gleichen Fragen: „Wer hat die Plakate aufgehängt?“ „Was bedeutet diese Einladung?“ „Warum weiß niemand etwas darüber?“ In der Schenke von Carlos Pegel, die langsam zum Treffpunkt für Neugierige wurde, herrschte bereits reger Betrieb. Die dicken Holztische waren von Einheimischen und Besuchern besetzt, die über die Plakate spekulierten. Carlos, ein großer Mann mit einem markanten Lächeln und dunklen, leicht ergrauten Locken, lehnte sich lässig an den Tresen und beobachtete das Treiben mit verschmitztem Interesse. „Ach, das ist bestimmt nur eine Kunstaktion von Studenten“, meinte eine ältere Frau, die ihren Kaffee umrührte. „Vielleicht sind es die Jugendlichen. Die machen doch immer so seltsame Sachen“, warf ein Mann ein und schüttelte dabei den Kopf. Carlos lächelte nur und sagte mit einem geheimnisvollen Zwinkern: „Wer weiß, vielleicht ist es etwas Magisches. In Bad Nenndorf ist alles möglich.“

Als der Tag sich dem Ende neigte und die Sonne hinter den sanften Hügeln verschwand, wurde das Dorf in ein tiefes, beruhigendes Orange getaucht. Die Straßenlaternen warfen ihr warmes Licht auf die verlassenen Gassen, und die Plakate schimmerten im Schein der Lampen. Ein Hauch von Magie lag in der Luft, als der erste Stern am klaren Nachthimmel aufleuchtete. Niemand konnte ahnen, dass dies der Beginn eines großen Abenteuers war – ein Abenteuer, das die Gemeinschaft von Bad Nenndorf auf eine Reise führen würde und das Leben der Dorfbewohner für immer verändern sollte.

Was denkst du, wie sieht das geheimnisvolle Plakat aus?
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Kapitel 1 - Die Magie erwacht

Nennias Aufbruch

Hoch oben in der Krone eines uralten Baumes, mitten im geheimnisvollen Deisterwald, erwachte Nennia, die Hüterin der Süntelbuchen. Der Deister war nicht nur ein Wald – er war ein lebendiger Ort voller verwobener Wurzeln und riesiger Bäume, deren Äste sich wie Arme zum Himmel streckten. In diesem Zauberwald, wo die Luft so frisch und süß duftete, wo die Blätter leise Geschichten flüsterten und das Gras geheimnisvoll raschelte, fühlte sich Nennia zuhause.

Hoch oben in der Krone eines uralten Baumes, mitten im geheimnisvollen Deisterwald, erwachte Nennia, die Hüterin der Süntelbuchen. Der Deister war nicht nur ein Wald – er war ein lebendiger Ort voller verwobener Wurzeln und riesiger Bäume, deren Äste sich wie Arme zum Himmel streckten. In diesem Zauberwald, wo die Luft so frisch und süß duftete, wo die Blätter leise Geschichten flüsterten und das Gras geheimnisvoll raschelte, fühlte sich Nennia zuhause.

Der frische Duft von Morgentau lag in der Luft, und die ersten Sonnenstrahlen kämpften sich durch das dichte Blätterdach. Sie tauchten den Wald in ein sanftes, goldenes Licht. Nennia hatte unter dem funkelnden Sternenhimmel geschlafen. Ein leiser Sommerregen hatte sie begleitet und ihre einfache Kleidung aus Pflanzenfasern durchnässt. Aber jetzt, in der warmen Umarmung des anbrechenden Tages, spürte sie, wie ihre Kleider schnell trockneten und wie die frische Energie des Morgens durch ihren Körper strömte. Ihre Haut schimmerte zart wie ein reifer Pfirsich im weichen Morgenlicht, und ihre schulterlangen, dunkelblonden Locken legten sich sanft um ihr Gesicht. Ihre Augen waren so klar und blau wie ein stiller Bergsee im Sommer. Von ihrem Platz hoch oben in den Ästen blickte sie über den ganzen Wald. Wie ein riesiger grüner Teppich breitete er sich aus, bis zu den Hügeln von Bad Nenndorf.

Das Dorf lag wie ein kleiner, glitzernder Schatz inmitten der grünen Landschaft. Die kleinen Fachwerkhäuser mit ihren roten Dächern schmiegten sich an die sanften Hänge, und die Wiesen, auf denen der Morgentau schimmerte, gaben dem Ort etwas Malerisches und Verwunschenes. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie in ihren handgefertigten Ledersack griff, den sie immer bei sich trug. Er war verziert mit kleinen Schnitzereien, die Geschichten aus längst vergangenen Tagen erzählten.

Sie zog einen glänzenden, roten Apfel heraus, der im Sonnenlicht leuchtete. Mit einem zufriedenen Seufzer biss sie hinein. Der Apfel war herrlich knackig und süß, und Nennia genoss jeden Bissen, während sie das Dorf unter ihr beobachtete.Unten im Dorf Bad Nenndorf begann der neue Tag. Türen öffneten sich, Kinder mit bunten Schultaschen liefen lachend durch die Gassen, und ihre fröhlichen Rufe hallten zwischen den alten Häusern wider. Erwachsene traten aus ihren Häusern – manche noch müde, andere schon voller Tatendrang – und machten sich an die Arbeit. Alles begann zu leben, und Nennia spürte, wie ein Kribbeln der Vorfreude in ihr aufstieg.

Aber heute war etwas anders. In den kleinen Gassen und an den Kreuzungen blieben die Menschen stehen und bildet kleine Gruppen. Sie zeigten auf etwas, diskutierten aufgeregt und lebhaft miteinander. Nennia konnte ihre Stimmen von ihrem Baumversteck aus nicht hören, aber sie wusste genau, worüber sie sprachen. Ihr Blick fiel auf die bunten Plakate, die sie in der Nacht zuvor heimlich im Dorf verteilt hatte.

Sie hatte die Plakate an magische Orte gehängt: an die alte, knorrige Eiche auf dem Marktplatz, die schon immer das Herz des Dorfes war, an die Bushaltestelle, wo der Wind die Plakate leicht hin und her bewegte, und an die Laternenpfähle, die nachts das Dorf erleuchteten. Die Plakate strahlten in kräftigen Farben und waren mit zauberhaften Mustern verziert, die fast so aussahen, als würden sie tanzen, wenn man genau hinsah. In der Mitte stand in einer fröhlichen, kindlichen Schrift: „Wir laden dich ein nach Bad Nenndorf!“

Am Marktplatz zog Heinz Krümelmann, der Besitzer des kleinen Kiosks, gerade die Rollläden hoch. Die ersten Sonnenstrahlen glitzerten durch die Äste der alten Eiche und malten weiche Schatten auf das Kopfsteinpflaster.

Nennia mochte es, im Verborgenen zu bleiben, und beobachtete die Menschen gerne aus der Ferne. Es machte ihr Freude zu sehen, wie sie über die bunten Plakate sprachen, neugierig wurden und sich Geschichten ausdachten. Mit einem schelmischen Funkeln in den Augen sprang sie geschickt von Ast zu Ast, bis sie leise auf dem weichen Waldboden landete. Der Wald war ihr Zuhause, und sie kannte ihn besser als jede Straße im Dorf. Lautlos glitt sie zwischen den Bäumen hindurch, um näher an die Dorfbewohner heranzukommen.

„Das hat funktioniert“, flüsterte sie zufrieden und biss noch einmal in ihren süßen Apfel. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, während sie beobachtete, wie die Menschen um die Plakate herumstanden. Sie steckten die Köpfe zusammen, zeigten auf die Plakate und überlegten, wer wohl hinter dieser geheimnisvollen Einladung steckte. Niemand wusste, dass es Nennia war, die alles aus ihrem Versteck heraus genau beobachtete.

Für die meisten Dorfbewohner war Nennia, die Hüterin der Süntelbuchen, nur eine Legende. Man erzählte sich Geschichten über sie am Kamin oder an langen Winterabenden. Kein Erwachsener hatte sie je wirklich gesehen. Aber die Kinder, wie Jasper und Bo, hatten sie manchmal im Wald entdeckt. Dann hatte Nennia dieses schelmische Lächeln auf den Lippen, und ihre Augen funkelten voller Magie.

Nennia spürte aber auch etwas anderes, denn nicht alle Dorfbewohner reagierten mit der erwarteten Neugier und Freude auf die bunten Plakate. Einige schauten sie mit misstrauischen Blicken an, ihre Stirn in Falten gelegt, als wären die leuchtenden Farben und lustigen Muster ihnen zu fremd. Nennia konnte förmlich fühlen, wie bei manchen fast eine kleine Angst aufstieg, ein Misstrauen – eine Angst dnd ein Misstrauen vor dem Unbekannten. Es machte Nennia traurig zu sehen, wie schnell Angst und Misstrauen wachsen konnten. „Auch ihr werdet die Schönheit, Leichtigkeit und die Farben der Gemeinschaft wiederentdecken,“ flüsterte sie leise und schaute hinunter zu den Dorfbewohnern. „Ihr werdet euch wieder an die Gemeinschaft erinnern, an eure Träume und Wünsche. Wir schaffen das – zusammen.“ Nennia liebte dieses Dorf und seine Menschen sehr. Sie kannte sie alle – nicht nur die Erwachsenen, die vor vielen Jahren noch selbst Kinder gewesen waren, sondern auch deren Eltern und Großeltern. Sie hatte Generationen von Dorfbewohnern in Bad Nenndorf begleitet, ohne dass sie es wussten. An viele von ihnen konnte sie sich noch erinnern – wie sie als kleine, wilde Kinder, die voller Leben und Lachen durch die Wälder gestreift waren. Nennia selbst wurde niemals älter. Sie war immer genauso alt wie genau jetzt – und ihr Alter konnte man nicht in Zahlen messen. Deshalb feierte sie auch keinen „richtigen“ Geburtstag, wie die Menschen im Dorf. Stattdessen hatte sie ihren „Nicht-Geburtstag“. Das war ein Fest, das sie feiern konnte, wann immer sie wollte!

Nennias Herz war voller Freude, denn ihr Plan schien zu funktionieren. Die Dorfbewohner hatten ihre Plakate bemerkt, und das bunte Durcheinander der Reaktionen gab ihr das Gefühl von Aufbruch. Sie lächelte still, während sie sich tiefer in den Schatten des Waldes zurückzog.

Der Tag war noch jung, und sie wusste, dass das Dorf und seine Menschen die Reise gerade erst begonnen hatten – eine Reise, die das Dorf und seine Menschen näher zusammenbringen würde. Doch für jetzt machte sie sich unsichtbar und genoss das Durcheinander der Stimmen, den Trubel auf den Straßen und die Ideen und Geschichten, was die Plakate zu bedeuten hatten.

Was denkst du, was mögen Jasper und Bo am liebsten an Nennia?

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Kapitel 1 - Die Magie erwacht

Kleiner Entdecker

Am nächsten Morgen schien die Sonne sanft durch die Äste des Deisters, und ein leichter Wind ließ die Blätter flüstern. Der Wald war ruhig und friedlich, und Nennia saß auf ihrem Lieblingsfelsen, ganz versunken in die Schönheit, die sie umgab. Die Geräusche des Waldes, das Rascheln der Blätter und das Summen der Insekten, schienen wie eine sanfte Melodie, die nur sie hören konnte.

Am nächsten Morgen schien die Sonne sanft durch die Äste des Deisters, und ein leichter Wind ließ die Blätter flüstern. Der Wald war ruhig und friedlich, und Nennia saß auf ihrem Lieblingsfelsen, ganz versunken in die Schönheit, die sie umgab. Die Geräusche des Waldes, das Rascheln der Blätter und das Summen der Insekten, schienen wie eine sanfte Melodie, die nur sie hören konnte.

In der Nähe, nie weit von Nennia entfernt, flatterte und schwirrte Baddy – ihr treuer, flauschiger Freund, der immer für Überraschungen sorgte. Baddy war eine kleine Kreatur, so geheimnisvoll wie der Wald selbst. Er sah aus wie eine Mischung aus einer winzigen Eule und einem pelzigen Bärchen, mit großen, strahlenden Augen, die vor Neugier funkelten, und samtweichen Flügeln, die mehr zum Schaukeln als zum Fliegen gemacht schienen. Wenn Baddy irgendwo auftauchte, brachte er eine unbeschwerte, kindliche Freude mit sich, die sofort ansteckend war.

„Nennia! Schau mal hier!“ rief er aufgeregt, während er mit einem kleinen Flügelschlag um einen dicken Ast herumflatterte. In seiner Begeisterung flog er fast gegen ein Spinnennetz, doch im letzten Moment wich er aus und landete mit einem kleinen Plumps neben Nennia auf dem Moos. „Da ist eine besonders leuchtende Blume! Glaubst du, sie ist magisch?“

Nennia lachte leise und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Nicht alles im Wald ist magisch, Baddy. Aber ich glaube, du würdest in allem ein wenig Magie finden, wenn du könntest.“ Sie schaute ihn mit einem warmen Lächeln an. Baddy sah sie an, seine Augen groß und rund wie kleine, leuchtende Monde. „Weißt du, das Leben ist doch viel aufregender, wenn man in allem ein bisschen Magie entdeckt, oder?“

Baddy ließ sich plumpsend ins weiche Moos sinken, seine flauschigen Beine ausgestreckt und die kleinen Flügel eingeklappt. Sein Fell schimmerte golden im Sonnenlicht, fast so, als hätte es die Strahlen eingefangen. Die flauschigen Federn seiner Flügel waren in sanften Pastellfarben gefärbt – ein zartes Blau, das an den Himmel erinnerte, ein Hauch von Rosa wie die Morgendämmerung und ein sanftes Grün wie das Moos unter ihnen. Seine großen Ohren, die ihn ein wenig wie eine Eule aussehen ließen, bewegten sich aufmerksam und lauschten jedem Klang des Waldes.

„Nennia, das Leben ist doch viel schöner, wenn man alles mit ein bisschen Magie betrachtet, oder?“ Baddys Stimme war leise und verträumt, und Nennia konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Ja, Baddy, das ist es wirklich.“

Baddy liebte es, die Welt zu erkunden und fand überall etwas Wunderbares. Jeder Stein, jedes Blatt und jede Wolke weckte seine Neugier. Er stolperte oft über seine eigenen kleinen Flügel, doch das hielt ihn nie auf – im Gegenteil. Sein Herz war groß und voller Freude, und für Nennia war er mehr als nur ein Begleiter. Baddy brachte sie zum Lachen und erinnerte sie daran, wie schön es ist, die Welt durch die Augen eines Kindes zu sehen.

„Nennia,“ begann Baddy plötzlich und zupfte ein Blatt von seinem Flügel, „weißt du noch, als wir im Kurpark den alten Kastanienbaum besucht haben? Ich glaube, er hat mir einen geheimen Wunsch verraten!“ Seine Augen funkelten vor Aufregung. Nennia lächelte und legte ihre Hand sanft auf seinen Kopf. „Ja, ich erinnere mich. Es war wirklich ein magischer Moment.“

Die beiden Freunde saßen still beieinander, während das Sonnenlicht durch die Blätter schimmerte und der Wald um sie herum lebendig wurde. Der Deister, mit all seinen Geheimnissen und seinem Zauber, war nicht nur ihr Zuhause, sondern auch der perfekte Ort, um gemeinsam zu träumen und neue Abenteuer zu entdecken.

In Welcher Farben stellst du dir Baddys flauschige Federn vor?
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Kapitel 1 - Die Magie erwacht

Zögerlicher Träumer

Dorflin saß am alten Holztisch in seinem Zimmer, das Mathebuch vor sich aufgeschlagen, doch seine Gedanken schweiften weit ab. Zahlen und Formeln verblassten, und stattdessen nahmen Bilder von einem anderen Ort Gestalt an – Bilder von einem geheimnisvollen Wald mit verdrehten Ästen und uralten, knorrigen Bäumen. Seine Hand wanderte automatisch zum Zeichenblock, und ohne zu zögern, begann er, feine Linien auf das Papier zu setzen. Er zeichnete die Süntelbuchen – seine liebsten Bäume, die stillen Wächter des Waldes, die ihn schon immer magisch angezogen hatten.

Dorflin saß an einem alten Holztisch in seinem Zimmer, vor ihm lag das aufgeschlagene Mathebuch. Doch seine Gedanken beschäftigten sich keineswegs mit den Zahlen und Formeln. Die Nummern verblassten vor seinen Augen, stattdessen formten seine Gedanken Bilder von einem anderen Ort. Es waren Bilder von einem geheimnisvollen Wald mit uralten, knorrigen Bäumen und einer unbeschreiblichen Magie. Statt mit dem Bleistift in seiner Hand die Matheaufgabe zu lösen, zog er einem inneren Impuls folgend seinen Zeichenblock heran und begann feine Linien auf das Papier zu setzen. Er zeichnete die Süntelbuchen. Die stillen Wächter des Waldes waren seine liebsten Bäume, die ihn schon immer magisch angezogen hatten. Denn sie waren anders als alle anderen Bäume, die er kannte. Ihre Äste wandten sich und krümmten sich umeinander, fast so, als würden sie zu einem geheimen Muster verschmelzen, das nur darauf wartete, entschlüsselt zu werden. “Vielleicht steckt wirklich Magie in ihnen”, dachte Dorflin und fühlte, wie sein Herz schneller schlug.

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Er malte die verdrehten Äste wie lebendige Wesen und fügte kleine, leuchtende Punkte hinzu, die wie funkelnde Sterne zwischen den Blättern schimmerten. In seiner Vorstellung standen die Süntelbuchen wie alte, weise Zauberer zusammen, und ihre Äste bewegten sich sanft im Wind. Als würden sie ihn einladen, ihm ihre Geheimnisse und ihre Magie zu offenbaren. 

 

Dorflin erinnerte sich an einen Tag vor nicht allzu langer Zeit, als er in der Süntelbuchenallee gewesen war. Es war ein ruhiger Herbstnachmittag gewesen und das goldene Licht der tief stehenden Sonne hatte die Allee in ein leuchtendes Rotgold getaucht. Die Schatten der Bäume hatten wie ein Geflecht von Geschichten und Legenden gewirkt, das sich über den Waldboden spannte. Dorflin hätte schwören können, dass in diesem Moment ein Flüstern in der Luft gelegen hatte, ein Klang, den nur die Süntelbuchen kannten. Und er war sich in diesem Moment ganz sicher, dass er nicht alleine gewesen war. 

 

Verloren in diesen Gedanken flüsterte Dorflin: „Es könnte wirklich sein, dass ein Hauch von Zauber in der Luft schwebt.“ und legte den Stift beiseite. Entschlossen klappte er sein Mathebuch zu und nahm seinen Rucksack. Er konnte es gar nicht abwarten, zur Süntelbuchenallee zu gelangen, und rannte los. Über den Marktplatz, den Kurpark hinauf am Schlösschen vorbei bis hin zu dem Ort, an dem er sich eben noch in Gedanken aufgehalten hatte. Inmitten der Allee angekommen, hielt er inne und lauschte. Er hörte nur das Rauschen der Blätter, die sich durch einen leichten Windhauch hin und her bewegten. Er stand ganz aufmerksam da und nahm jedes noch so kleine Geräusch ganz intensiv wahr. Plötzlich hörte er ein leises Rascheln hinter sich. Dorflin drehte sich um und traute seinen Augen kaum. Vor ihm stand eine Gestalt, umhüllt von sanftem Licht der untergehenden Sonne, mit schulterlangen, dunkelblonden Haaren, die leicht im Wind wehten. Ihre Augen leuchteten wie ein klarer Bergsee und ihr Gesicht trug ein geheimnisvolles Lächeln. Es war Nennia, die Hüterin der Süntelbuchen.

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„Du bist Dorflin, nicht wahr?“ fragte sie mit einer sanften, melodischen Stimme, die wie ein Lied klang, das einzig der Wald hätte komponieren können. 

Dorflin brachte vor Staunen kaum ein Wort heraus. Er nickte, seine Augen groß und voller Neugier auf diese geheimnisvolle Erscheinung. Noch nie zuvor hatte er Nennia gesehen, doch er wusste sofort, dass sie es war. Die Luft um sie herum flimmerte – sie war von einer sanften, goldenen Aura umgeben, als ob die Magie des Waldes in ihrem Wesen lebendig war.

„Die Süntelbuchen haben Dich zu mir geführt,“ sagte sie leise und legte sanft eine Hand auf einen der verdrehten Äste. „Sie haben eine besondere Kraft. Eine, die nicht jeder spüren kann.“ Dorflin spürte ein Kribbeln, als Nennia ihre Hand auf den Baumstamm legte. Es war, als ob die Magie durch den Baum in die Erde floss und dann in den Boden unter seinen Füßen strömte. „Kann ich auch die Kraft der Bäume fühlen? Kann ich die Magie verstehen, so wie Du?“ fragte er zögerlich, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

 

Nennia lächelte. „Magie ist überall, Dorflin. Du musst nur lernen, sie zu sehen. Die Bäume sprechen zu uns auf ihre eigene Weise. Wenn Du die Augen und das Herz öffnest, wirst Du ihre Geschichten hören.“ 

Dorflin streckte zögernd die Hand aus und legte sie auf die raue Rinde der Süntelbuche. Im ersten Moment spürte er nur das kühle Holz, doch dann… ein sanftes Vibrieren, als ob der Baum tatsächlich lebte und ihm eine Botschaft senden wollte. Er schloss die Augen und hörte das leise Flüstern der Blätter, spürte das leise Pulsieren der Wurzeln tief unter der Erde. Es war, als ob die Süntelbuchen ihre Geheimnisse direkt in sein Herz flüsterten.

„Ich wusste es,“ flüsterte er, „ich wusste, dass sie besonders sind.“ Dorflin holte tief Luft. Er fühlte sich stark und mutig, als ob er tatsächlich dazu bestimmt war, die Welt zu entdecken. Nennia beobachtete ihn mit einem zarten Lächeln, in dem Stolz und das Gefühl einer Verbundenheit lagen. 

 

Hast du auch schon mal das Gefühl gehabt, dass ein Baum oder eine Blume dir etwas erzählen möchte?
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Kapitel 1 - Die Magie erwacht

Magische Quelle

Tief im grünen Kurpark von Bad Nenndorf verbirgt sich eine Quelle, die mehr ist als nur Wasser – sie glitzert im Licht und scheint ein Geheimnis in sich zu tragen. Nennia, die Hüterin des Waldes, weiß um die besondere Kraft dieser Quelle. Ein Tropfen davon kann Herzen erleuchten und längst vergessene Träume wecken. Gemeinsam mit ihrer treuen Begleiterin, der Schlange Alva, zieht sie durch die Straßen und schenkt den Menschen kleine Momente voller Freude und Magie.

Viele wissen es vielleicht gar nicht, aber Bad Nenndorf ist ein ganz besonderer Ort. Versteckt im Boden fließen magische Quellen, deren Wasser glitzert und golden funkelt, als hätte es tausend kleine Sonnenstrahlen eingefangen. Bei aller Magie stinkt es jedoch fürchterlich. Ein ganz besonderer Geruch – es riecht ein bisschen nach alten Eiern! Doch keine Sorge, das ist kein Missgeschick, sondern ein Zeichen für die Magie der Quelle. Der Schwefel, der tief aus der Erde aufsteigt, verleiht dem Wasser nicht nur seinen außergewöhnlichen Duft, sondern lässt es auch in goldenem Licht funkeln.

Dieses Wasser hat eine zauberhafte Kraft, und Nennia, die Hüterin der Süntelbuchen, kennt diese Kraft genau. Nennia trägt immer ihren speziellen Zauberstab bei sich, der an der Spitze wie ein Kelch geformt ist – eine kleine Schale aus dem Holz der alten Süntelbuchen, verziert mit feinen Mustern und geheimnisvollen Zeichen. Und immer, wenn das Wasser aus den Quellen Bad Nenndorfs in diesen Kelch fließt, geschieht etwas Wunderbares. Ein kleiner Tropfen reicht aus, um einen Menschen daran zu erinnern, wie es war, als er noch ein Kind war – zum Glück verliert das Wasser nur in ihrem Zauberkelch seinen fürchterlichen Geruch.

Stell Dir das mal vor! Plötzlich fühlen sie sich leicht und fröhlich, als könnten sie über die Wiesen rennen, ohne müde zu werden, als könnten sie jeden Berg erklimmen oder bis in die Wolken springen. Sie denken an all die Träume und Wünsche, die sie früher hatten – daran, was sie einmal sein wollten, und daran, wie sie sich selbst und die Welt mit staunenden, lachenden Augen betrachtet haben. Wenn Nennia aus ihrem Kelch Tropfen in ein Glas oder einen Becher füllt und die Zunge eines Dorfbewohners ein winziger Tropfen berührt, ist es, als würde in ihnen ein kleines Licht entzündet. Sie erinnern sich an die Zeit, als sie dachten, alles sei möglich, als sie mutig waren und keine Angst davor hatten, Fehler zu machen. Manchmal zaubert dieser Tropfen ein kleines Lächeln auf ihre Gesichter – sogar bei Regen.

 

Die Menschen hören auf, skeptisch zu schauen oder ihre Köpfe in Schals und Mützen zu verbergen. Stattdessen lächeln sie einander zu und sagen freundlich: „Guten Tag, wie geht’s Dir heute?“ Manche grüßen sogar völlig Fremde oder laden jemanden spontan auf einen Kakao ein. Einfach so, aus Freude am Leben. Doch Nennia weiß, dass dieses besondere Wasser nur dann seine volle Magie entfalten kann, wenn der Mensch, der den Tropfen empfängt, auch bereit dafür ist. Nicht jeder ist gleich bereit, wieder so unbeschwert wie ein Kind zu sein. Manchmal sind die Erwachsenen noch zu sehr in Gedanken versunken oder tragen zu viele Sorgen auf den Schultern. Doch Nennia ist geduldig und wartet auf den richtigen Moment, wenn das Herz des Menschen offen ist für die kleine Erinnerung an Leichtigkeit und Glück.

Immer bei ihr ist Alva, eine kleine grüne Schlange mit funkelnden Augen, die gerne spielt und lacht. Alva liebt die Sonne und liegt oft faul im Gras oder schlängelt sich spielerisch durch die Büsche. Kinder haben keine Angst vor Alva, sie merken sofort, dass sie eine gute Schlange ist, die es liebt, mit ihnen Verstecken zu spielen und sie zum Lachen zu bringen. Erwachsene sind manchmal vorsichtiger, und Alva bemerkt das. Doch sie lässt sich davon nicht stören und spürt genau, welche Herzen neugierig und offen sind und welche noch ein wenig Zauber brauchen.

Nennia und Alva ziehen mit dem Zauberstab-Kelch durch Bad Nenndorf und beobachten aufmerksam die Dorfbewohner. Tropfen für Tropfen wecken sie die Freude und das Lächeln in den Menschen, und das Dorf beginnt, lebendig zu werden. Die Straßen füllen sich mit Lachen, und alle begrüßen einander freundlich – ganz so, wie es Kinder tun. Jeder Mensch wird ein bisschen glücklicher, ein bisschen bunter, und das ganze Dorf füllt sich mit einem warmen Glanz, als würde die Sonne immer ein wenig länger für Bad Nenndorf scheinen.

So ziehen Nennia und Alva weiter, vorsichtig und geduldig, und schenken mit jedem Tropfen ein kleines Wunder. Sie wecken das Gefühl von früher, die Magie der Kindheit, und erinnern die Menschen daran, dass das Leben leicht und voller Freude sein kann – wenn man nur daran glaubt.

Was würdest Du träumen, wenn Du einen Tropfen aus Nennias Zauberkelch trinken könntest? An welchen Traum oder welches Abenteuer würdest Du Dich erinnern?

Kapitel 2: Ein Schluck voller Magie

Ein Lied für den Marktplatz

Die Nachmittagssonne wärmte den Marktplatz, doch Heinz Krümelmann fühlte sich wie eingefroren in der Routine seines Alltags. Früher hatte er Träume, Lieder, die sein Herz erfüllten. Heute war es still – bis ein unscheinbarer Moment alles veränderte.

Heinz Krümelmann saß wie jeden Nachmittag vor seinem kleinen Kiosk auf dem Marktplatz. Ein Becher dampfenden Kaffee stand vor ihm, und die Nachmittagssonne warf warme, goldene Strahlen durch die knorrigen Äste der alten Eiche, deren Blätter leise raschelten. Heinz zog seine Schiebermütze ein Stück tiefer ins Gesicht und beobachtete die Menschen, die durch die Gassen schlenderten. Manche winkten ihm zu, andere kauften schnell eine Zeitung oder ein paar Bonbons für die Kinder. Doch heute war alles wie in einen sanften, trägen Schleier gehüllt.

„Ach, Heinz“, murmelte er zu sich selbst, während er den Kopf leicht schüttelte. „Früher war das alles anders.“ Ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Brust. Früher – das war die Zeit, als er noch träumte. Als er noch Musik gemacht hatte. Es war schwer zu glauben, dass dieser kleine Mann mit den rauen Händen und der tiefen Stimme einmal in einer Band gesungen hatte, auf kleinen Bühnen gestanden und Lieder gesummt hatte, die die Herzen der Menschen berührten. Doch das war lange her, und der Traum war, wie so viele andere, in den Hintergrund gerückt.

„Träumereien“, sagte er leise und nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse. Doch irgendetwas schmeckte heute anders. Ein winziger, fast süßlicher Nachgeschmack breitete sich auf seiner Zunge aus, wie ein Hauch von Sommer, Sonne und etwas, das er nicht benennen konnte. Heinz runzelte die Stirn und schaute misstrauisch auf den Becher. „Was soll das denn jetzt? Hab ich zu viel Milch reingeschüttet?“ murmelte er.

Plötzlich spürte er ein leises Kribbeln, das in seinen Fingerspitzen begann und sich bis zu seinem Herzen ausbreitete. Er rieb sich die Augen und sah sich um. Alles wirkte plötzlich heller, klarer. Die Sonne schien ein bisschen wärmer, die Blätter der Eiche tanzten wie im Takt einer unsichtbaren Melodie. Und dann sah er sie: Eine Gestalt, leicht und schwebend, wie ein Hauch des Waldes selbst. Nennia.

Sie stand neben der Eiche, ihr langes Haar glänzte im Sonnenlicht wie ein Schleier aus Seide. Ihre blauen Augen sahen Heinz mit einer Wärme an, die wie ein Lied in seiner Brust zu klingen begann. „Guten Tag, Heinz“, sagte sie sanft, ihre Stimme wie das Flüstern des Windes.

Heinz blinzelte, rieb sich die Augen erneut und starrte sie an. „Wer… wer bist du? Was machst du hier?“ fragte er verwirrt.

Nennia lächelte und ging langsam auf ihn zu. „Ich bin Nennia, und ich bin hier, um dir zu helfen.“ Sie hielt ihren Zauberstab in der Hand, und Heinz sah, wie ein kleiner Tropfen einer glitzernden Flüssigkeit von der Spitze des Kelches in seinen Kaffee getropft war. „Ich habe etwas Magie für dich dagelassen. Es scheint, du hast sie schon gekostet.“

Heinz öffnete den Mund, doch kein Wort kam heraus. Ein vertrautes Gefühl stieg in ihm auf – ein Gefühl, das er lange vergessen hatte. Sein Herz schlug schneller, und er spürte, wie die Luft um ihn herum mit einer leichten Melodie vibrierte. Plötzlich begann er zu summen – ganz leise, fast unbewusst. Es war ein Lied, das er früher immer gesungen hatte, als er noch jung war, als die Musik seine größte Leidenschaft gewesen war.

„Das Lied…“, murmelte er. Seine Hände zitterten leicht, und seine Stimme klang rau, als er leise den Text summte. Nennia nickte ihm aufmunternd zu. „Das Lied ist noch in dir, Heinz. Es war nie weg. Du hast nur vergessen, wie schön es ist, es zu singen.“

Heinz sah sie an, seine blauen Augen weit und voller Staunen. „Aber ich… ich kann das nicht mehr. Das ist doch lange her.“

„Natürlich kannst du es“, erwiderte Nennia sanft. „Ein Traum wartet nur darauf, dass du ihn wieder aufgreifst. Das Singen gehört zu dir, Heinz. Lass es nicht länger schlummern.“

Die Sonne schien heller, der Wind trug ein sanftes Flüstern heran, und für einen Moment fühlte sich Heinz Krümelmann so leicht wie ein Junge. Ohne es zu merken, summte er weiter, seine Stimme wurde kräftiger und klarer, während die Melodie in ihm zu leben begann. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus – ein Lächeln, wie er es lange nicht mehr gespürt hatte.

„Vielleicht…“, begann er, während ein Funke von Hoffnung in seinen Augen aufleuchtete. „Vielleicht singe ich doch noch einmal. Nur für mich. Oder für die Kinder. Ja, für die Kinder vom Marktplatz…“

Nennia nickte, ihre Augen funkelten vor Freude. „Ja, Heinz. Lass die Musik wieder in dein Herz. Das ist dein Geschenk an dich selbst – und an alle, die es hören werden.“

Heinz Krümelmann saß da, seine Hände fest um den Becher gelegt, doch in seinem Herzen war ein kleines Licht entfacht. Ein Licht, das nach und nach heller wurde und die längst vergessene Melodie wieder in die Welt tragen wollte.

Was würdet ihr tun, wenn ihr plötzlich an einen alten Traum erinnert werdet? Vielleicht tanzen, malen oder sogar ein Lied singen wie Heinz?

 

Kapitel 2: Ein Schluck voller Magie

Carlos Pegel und der Zauber des Weins

Ein Tropfen Magie in einem Glas Wein ließ Carlos innehalten. Plötzlich kehrte die Melodie seiner Kindheit zurück, und er erinnerte sich daran, wer er wirklich war: ein Sänger voller Lebensfreude.

Es war ein ruhiger Abend in Bad Nenndorf, und die kleine Schenke von Carlos Pegel war erfüllt von warmem Licht und fröhlichem Stimmengewirr. Ein Feuer knisterte leise im Kamin, und das goldene Schimmern der Flammen tanzte über die alten Holztische und die gestreiften Vorhänge. Carlos, der Wirt mit dem herzlichen Lachen und dem nie ganz verblassenden venezolanischen Akzent, stand hinter seinem Tresen. Er polierte ein Glas mit seinem rot-weiß karierten Handtuch und blickte zufrieden über die gut besetzten Tische seiner Schenke.

„Ach, Señor Carlos, wie machst du das nur? Immer so gemütlich hier,“ rief Frau Wender, eine ältere Dame mit leuchtendem Kopftuch, die mit einer Hand schwungvoll ihr Stück Apfelkuchen verzehrte. Carlos lächelte breit, seine dunklen Locken zuckten leicht, als er mit den Schultern zuckte. „Ein bisschen Musik, ein gutes Feuer, und schon fühlt sich jeder wie zu Hause“, antwortete er mit einem verschmitzten Zwinkern.

In diesem Moment wurde die Tür zur Schenke leicht vom Wind aufgestoßen. Ein kühler Luftzug rauschte durch den Raum, und der Kerzenschein auf den Tischen flackerte kurz. Keiner bemerkte, dass im Schatten der Tür eine Gestalt stand, die kaum zu sehen war – Nennia. Die Hüterin der Süntelbuchen schlich mit leisen, federnden Schritten in den Raum, verborgen von der allgemeinen Fröhlichkeit und dem prasselnden Kaminfeuer.

Ihr Blick fiel auf Carlos, der gerade eine Flasche seines besten Rotweins öffnete und ihn in ein dickbauchiges Glas goss. Er seufzte zufrieden und hielt das Glas gegen das Licht, betrachtete, wie die tiefrote Flüssigkeit sich darin drehte und funkelte.

„Ein Schluck für den Wirt selbst – weil ich’s mir verdient habe“, murmelte Carlos grinsend und stellte das Glas kurz ab, um nach dem Korkenzieher zu greifen, der ihm aus der Hand gefallen war. Genau in diesem Moment huschte Nennia unbemerkt hinter den Tresen. In ihrer Hand hielt sie ihren Zauberstab, an dessen Spitze der kleine Kelch aus Süntelbuchenholz ruhte. Mit einer geschickten Bewegung ließ sie einen winzigen Tropfen des magischen Quellwassers in Carlos’ Glas gleiten – kaum sichtbar, nur ein kurzer Schimmer, der sich in der tiefroten Oberfläche des Weins verlor.

Dann war Nennia schon wieder verschwunden, bevor Carlos sich wieder aufrichtete. Niemand bemerkte sie. Es war, als hätte der Wind einen Hauch Magie durch den Raum getragen. Carlos nahm das Glas, drehte es erneut in seiner Hand und schnupperte daran. „Der riecht heute besonders gut“, sagte er erstaunt zu sich selbst und trank einen ersten, kleinen Schluck.

Kaum hatte der Wein seine Lippen berührt, hielt Carlos inne. Seine Augen wurden groß, und ein warmes, seltsames Gefühl breitete sich in seiner Brust aus. Es war, als würde ein Licht in seinem Inneren angezündet. Die Stimmen der Gäste, das Knistern des Feuers – alles rückte für einen Moment in den Hintergrund. Stattdessen hörte er plötzlich etwas, das er seit vielen Jahren nicht mehr gehört hatte: Musik. Eine Melodie, die aus seiner Kindheit zu stammen schien, tanzte in seinen Gedanken. Er erinnerte sich an die warmen Abende in Venezuela, an das Lachen seiner Familie und an die Zeit, in der er selbst gesungen hatte – mit Freude und ohne Zweifel.

„Warum habe ich eigentlich aufgehört zu singen?“ murmelte Carlos leise, fast zu sich selbst. Er spürte, wie das warme Gefühl in seinem Herzen immer stärker wurde, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Die Gäste bemerkten nichts von diesem Moment, doch Carlos selbst fühlte sich, als hätte ihn jemand sanft daran erinnert, wer er wirklich war – ein Sänger, ein Träumer, ein Mann, der die Freude am Leben in seiner Stimme tragen konnte. Noch hielt er das Glas in der Hand und blickte verträumt auf den Wein, der im Licht schimmerte.

Wenn du einen Zaubertropfen hättest, was würdest du damit tun? An welchen schönen Moment würde er dich erinnern?

 

Kapitel 2: Ein Schluck voller Magie

Jürgen Gießen und der stille Sprung in die Vergangenheit

Ein Tropfen Magie in seinem Kaffee rief Jürgen Gießen die Freiheit seiner Jugend zurück – den Sprung vom Zehn-Meter-Turm. Ein Lächeln brach durch die Last des Alltags: Vielleicht war es Zeit, wieder zu träumen.

Es war spät am Abend, und das Rathaus von Bad Nenndorf war in ein sanftes Dämmerlicht getaucht. Alle Büros waren längst verlassen, und nur das schwache Leuchten aus dem Arbeitszimmer von Bürgermeister Jürgen Gießen durchbrach die Dunkelheit. Jürgen saß wie immer an seinem großen, blitzsauberen Schreibtisch, ein Stapel sorgfältig geordneter Akten vor sich. Die goldene Uhr an der Wand tickte gleichmäßig, während er konzentriert eine seiner Notizen mit seiner akkuraten Handschrift ergänzte.

Jürgen war ein Mann, der Ordnung und Kontrolle liebte. Sein schwarzer Anzug war wie immer makellos, die silbernen Manschettenknöpfe funkelten schwach im Licht der Schreibtischlampe. Seine Stirn war in Falten gelegt, während er über eine neue Gemeindeverordnung grübelte. „Bad Nenndorf muss funktionieren – so, wie es immer funktioniert hat,“ dachte er mit einem strengen Nicken. Veränderungen waren für Jürgen meist ein Dorn im Auge – unberechenbar und störend.

Doch heute Abend war etwas anders. Eine seltsame Müdigkeit lastete auf seinen Schultern, und ein leises Seufzen entkam ihm, als er sich in seinen Stuhl zurücklehnte und die Augen schloss. In diesem Moment, tief in der Stille des Rathauses, schlich sich etwas Unerwartetes in das Gebäude – oder besser gesagt, jemand.

Draußen, im Schatten der alten Kastanie, standen Nennia und Baddy. Nennia, die Hüterin der Süntelbuchen, blickte aufmerksam zum Fenster des Bürgermeisters hinauf. Neben ihr flatterte Baddy unruhig, seine flauschigen, pastellfarbenen Flügel leuchteten schwach im Mondschein. „Meinst du, er wird es merken?“ flüsterte Baddy aufgeregt und ließ sich auf Nennias Schulter nieder. „Er hat schon viel zu lange vergessen, wie das Leben sich leicht anfühlen kann.“

Nennia lächelte sanft und hob ihren Zauberstab, an dessen Spitze der kleine Kelch aus Süntelholz ruhte. „Es ist Zeit, ihn daran zu erinnern. Seine Seele sehnt sich danach – auch wenn er es selbst nicht weiß.“

Mit einem leisen Rascheln schlüpften die beiden durch die leicht geöffnete Tür des Rathauses und bewegten sich wie ein Flüstern durch die Gänge. Nennia schritt leise und sicher, während Baddy über ihr flatterte, die Augen weit vor Neugier. Sie hielten direkt vor Jürgens Büro an. Durch das Fenster sahen sie ihn dort sitzen, seine Augenlider schwer und das Kinn auf seine Hand gestützt.

„Jetzt oder nie,“ flüsterte Baddy kichernd, und bevor Nennia reagieren konnte, flog er in das Büro. Er schwebte direkt über Jürgens Schreibtisch und landete so leicht, dass kein Geräusch zu hören war. Jürgen bemerkte nichts. Mit einer schnellen, geschickten Bewegung schwebte Baddy über die dampfende Kaffeetasse, die noch auf dem Tisch stand, und ließ einen winzigen Tropfen des magischen Quellwassers aus Nennias Kelch hineingleiten.

Der Tropfen versank leise in der schwarzen Flüssigkeit, ein kleiner, kaum sichtbarer Schimmer, der im nächsten Moment verschwand. Baddy nickte zufrieden und flatterte zurück zur Tür, wo Nennia leise auf ihn wartete.

Jürgen öffnete die Augen und blinzelte müde. Sein Blick fiel auf den Kaffee, der inzwischen etwas abgekühlt war. „Ein Schluck noch, und dann mache ich Feierabend“, murmelte er zu sich selbst. Mit einem leichten Ruck hob er die Tasse an die Lippen und nahm einen großen Schluck.

In diesem Moment geschah es.

Ein warmer Strom zog durch seinen Körper, ein Gefühl, das er seit Jahren nicht mehr gespürt hatte. Die Strenge und der Druck der letzten Jahrzehnte schienen sich plötzlich zu lösen. Vor seinen Augen flimmerte das Bild eines Schwimmbads, eines hohen Turms, der in das glitzernde Wasser ragte. Er hörte das Echo seiner eigenen Stimme – eine Stimme, die vor Freude lachte. „Ich springe! Schaut alle her, ich springe!“

Sein Herz schlug schneller. Jürgen sah sich selbst, wie er als junger Mann auf dem Zehn-Meter-Turm stand, die Knie leicht gebeugt, das Adrenalin in den Adern. Er spürte die warme Sonne auf seiner Haut, hörte das Rauschen des Wassers und den Jubel seiner Freunde. Ein Gefühl von Freiheit breitete sich in ihm aus – pure, unbeschwerte Freiheit. Er hatte es geliebt, zu springen, den Moment des Fluges, in dem alles möglich schien.

„Turmspringen…“, murmelte Jürgen, seine Stimme leise und brüchig, fast wie ein Flüstern. Ein leichtes Lächeln zog über sein sonst so ernstes Gesicht. Er lehnte sich zurück, sah aus dem Fenster in die Nacht und spürte, wie sich sein Herz mit einem warmen, lange vermissten Gefühl füllte.

Nennia und Baddy beobachteten ihn aus dem Schatten. „Es wirkt“, hauchte Baddy zufrieden. Nennia nickte sanft. „Es ist der Anfang. Er wird sich erinnern – und vielleicht wieder fliegen.“

Hast du auch ein Hobby oder einen Traum, den du vielleicht vergessen hast? Was würdest du tun, wenn du plötzlich wieder den Mut dafür hättest?

 

Kapitel 2: Ein Schluck voller Magie

Janek Wauw und die Kraft des Steins

Ein Tropfen Magie – und Janek erinnerte sich: Er wollte nicht nur Grabsteine meißeln, sondern Kunst erschaffen. Die alte Leidenschaft erwachte, und mit neuer Entschlossenheit griff er zur Skizzenrolle. Dieses Mal würde er es wagen.

Es war ein ruhiger Nachmittag im Kurpark von Bad Nenndorf. Die Sonne schob sich durch die dichten Kronen der Süntelbuchen und warf tanzende Lichtflecken auf den Boden. Ein sanfter Wind ließ die Blätter rascheln, und in der Luft lag ein friedlicher Hauch von Magie, den nur die aufmerksamsten spüren konnten. An einer Bank, direkt neben der alten Liegehalle, saß Janek Wauw, der Steinmetz des Dorfes.

Janek war ein großer, kräftiger Mann mit rauen Händen, die Geschichten von schwerer Arbeit erzählten. Seine Kleidung war von feinem Staub durchzogen, ein Überbleibsel der Steine, die er den Tag über bearbeitet hatte. In der Mittagspause hatte er sich, wie so oft, in den Kurpark zurückgezogen, um zu verschnaufen und seinen Gedanken nachzuhängen. Neben ihm lag seine Skizzenrolle, eingerollt und leicht zerknittert – darin verbargen sich Ideen für kunstvolle Skulpturen, die in seinem Kopf lebten, aber nie das Licht der Welt erblickt hatten. Janek nahm seine alte Wasserflasche und betrachtete sie in der Hand, während er seufzend das Rascheln der Blätter um sich herum hörte.

„Warum probierst du es überhaupt noch?“, hatte jemand zuletzt zu ihm gesagt, als er eine Skizze einer tanzenden Figur aus Stein gezeigt hatte. „Bleib lieber bei den Grabsteinen, Janek. Da weißt du, was du kannst.“ Diese Worte lasteten schwer auf seinem Herzen. Der Traum, seine kreative Seite auszuleben und wahre Kunst zu schaffen, schien weit weg – wie ein ferner Stern, der immer außer Reichweite blieb.

Was Janek nicht bemerkte, war, dass er nicht allein war. In den Schatten der Bäume bewegte sich etwas – ein leises Schlängeln, kaum hörbar. Alva, die grüne Schlange mit den smaragdschimmernden Schuppen, huschte geschickt durch das hohe Gras. Ihre goldenen Augen funkelten, als sie sich vorsichtig näherte. Auf ihrem Rücken saß Nennia, versteckt zwischen den Blättern und Zweigen. „Jetzt, Alva“, flüsterte Nennia leise und lächelte.

Mit einem geschmeidigen Schwung schlängelte sich Alva an die Bank heran, kaum mehr als ein grüner, flüsternder Schatten im Spiel des Sonnenlichts. Ein leises Tropfen war zu hören, als ein einzelner, klarer Tropfen aus Nennias Zauberstab-Kelch in Janeks halb geöffnete Wasserflasche glitt. Sofort verschloss Alva die Flasche wieder mit einem leichten Stups ihrer Nase und zog sich blitzschnell zurück, um sich in der Sonne zu räkeln – zufrieden, als hätte sie gerade das Beste der Welt getan.

Janek bemerkte nichts von dem kleinen Zauber, der nun in seiner Wasserflasche schlummerte. Gedankenverloren nahm er einen tiefen Schluck, während sein Blick auf den alten, verwitterten Brunnen in der Nähe fiel. Plötzlich spürte er es – ein warmes Kribbeln, das durch seinen Körper lief. Ein Gefühl, das er lange nicht mehr gekannt hatte: Leichtigkeit. Freiheit. In seinem Kopf war es, als würden die schweren Worte der Vergangenheit sich auflösen wie Nebel im Morgenlicht.

Vor seinem inneren Auge sah er sich selbst wieder als Kind. Er saß in der Werkstatt seines Großvaters, den Meißel fest in der Hand, während er aus einem groben Stein ein kleines Herz formte. „Du kannst alles erschaffen, Janek,“ hörte er die Stimme seines Großvaters flüstern. „Der Stein ist nicht nur hart – er wartet darauf, dass du seine Geschichte erzählst.“ Die Worte hallten nach, und plötzlich sah er es wieder klar vor sich: eine große Skulptur. Ein Tänzer, leicht und voller Bewegung, aus einem massiven Steinblock gemeißelt – ein Kontrast zwischen Kraft und Eleganz.

Janek riss die Augen auf und sah auf seine Hände, die Hände, die jahrelang nur das Gewohnte getan hatten. „Warum nicht noch einmal versuchen?“ murmelte er, während ein Lächeln auf sein Gesicht huschte. Das Herz schlug schneller, und zum ersten Mal seit Jahren spürte er ein tiefes Feuer in sich auflodern. Ein neues Selbstbewusstsein, das ihn wie eine warme Flamme umhüllte.

Nicht weit entfernt, zwischen den Bäumen, lächelte Nennia zufrieden. „Er hat es gespürt“, sagte sie leise, während Alva sich gemütlich auf einem sonnigen Stein zusammenrollte. „Der Mut war schon immer in ihm – er brauchte nur einen kleinen Tropfen, um ihn zu wecken.“

Janek stand auf, die Skizzenrolle fest in der Hand, und ging mit schnellen Schritten zurück zur Werkstatt. Die Vision der Skulptur war so lebendig in ihm, dass er kaum erwarten konnte, seine Werkzeuge zu nehmen und den Stein zu bearbeiten. „Vielleicht“, dachte er bei sich, „wird dieses Mal alles anders.“

Was würdest du erschaffen, wenn du aus einem Stein alles meißeln könntest, was du willst?

 

Kapitel 2: Ein Schluck voller Magie

Ein Garten der Erinnerungen

Ein Tropfen Magie ließ Vater und Sohn alte Erinnerungen aufleben. Gemeinsam fanden sie zurück zueinander, pflegten den Park – und endlich auch das Andenken an die geliebte Mutter.

Im Herzen des Bad Nenndorfer Kurparks, wo die alten Bäume Schatten auf die grünen Wiesen warfen und die Blumenbeete in voller Blüte standen, konnte man Altfred Kolski oft sehen. Mit kräftigen, wettergegerbten Händen kniete er im Beet und pflegte die Pflanzen mit einer Sorgfalt, die nur aus jahrelanger Erfahrung stammen konnte. Für Altfred gab es nichts Schöneres, als in der Stille der Natur zu arbeiten und den Park so zu gestalten, wie er es seit Jahrzehnten tat – klassisch, zuverlässig, ohne Experimente.

Ein paar Schritte weiter arbeitete Neulin Kolski, sein Sohn, mit flinker Energie an seinen eigenen Projekten. Zwischen den alten Blumenbeeten hatte Neulin farbenfrohe Wildwiesen gesät und kleine Schutzräume für Insekten und Vögel errichtet. Sein Blick war auf die Zukunft gerichtet, auf neue Konzepte, die Mensch und Natur in Einklang bringen sollten. Doch während er seinen Traum von nachhaltigen Gärten verfolgte, spürte er oft die schweren Blicke seines Vaters im Rücken. Altfred schüttelte dann nur leise den Kopf und murmelte etwas von „unnötigen Spielereien“.

Die Spannungen zwischen Vater und Sohn lagen wie ein unsichtbarer Zaun zwischen ihnen. Keiner von beiden sprach es aus, doch beide fühlten, dass die Jahre voller stummer Enttäuschungen sie auseinandergetrieben hatten. Vor allem nach dem Tod von Neulins Mutter, Altfreds geliebter Frau, hatten sie den Kontakt zueinander verloren. Altfred war in seine Arbeit geflüchtet, während Neulin, damals erst 14, seine eigene Welt suchte – eine Welt, in der es Platz für Veränderung und Träume gab.

An einem warmen Nachmittag saßen die beiden, jeder für sich, auf der kleinen Bank am Rand der Blumenwiese. Altfred trank aus seiner alten Thermoskanne, während Neulin an seiner modernen Wasserflasche nippte. Keiner von beiden sagte ein Wort, bis plötzlich ein Windhauch durch die Luft strich. Nennia, die Hüterin des Waldes, hatte aus der Ferne zugesehen. Still und unsichtbar ließ sie ihre kleine Helferin, Alva, die grüne Schlange, durch das Gras huschen. Mit leichten, geschmeidigen Bewegungen kroch Alva zu Neulins Flasche und ließ einen winzigen Tropfen aus Nennias magischem Kelch hineingleiten.
Ein einziger Tropfen, unsichtbar und still, der Wunder wirken konnte. 

Neulin trank, ohne etwas zu ahnen. Für einen Moment schien die Welt stillzustehen. Die Sonne schien heller, das Summen der Bienen klang lauter, und die Farben der Blumen leuchteten intensiver. Er erinnerte sich plötzlich an etwas. Ein Lachen, ein Gesicht, das so lange nur ein verschwommener Schatten gewesen war – das Lächeln seiner Mutter. Er sah sich selbst als kleiner Junge, wie er mit Altfred und seiner Mutter durch diesen Park lief, Hand in Hand. Seine Mutter hatte gelacht und ihn auf ihren Schultern getragen, während Altfred mit funkelnden Augen neben ihnen herging. Der Park war damals nicht nur ein Arbeitsplatz gewesen – er war ihr gemeinsames Zuhause, ein Ort voller Leben und Freude.

Neulin drehte sich zu seinem Vater um. „Papa… erinnerst du dich an die Tage, als Mama noch hier war? Wie wir zu dritt auf der Wiese gesessen haben und sie uns Geschichten von den Blumen erzählt hat?“ Seine Stimme klang leise, aber warm. Altfred sah ihn an, überrascht von dieser Frage. Auch er fühlte den Tropfen wirken, spürte, wie die Schwere der vergangenen Jahre plötzlich ein wenig leichter wurde.

„Ja,“ antwortete Altfred schließlich und ein weiches Lächeln umspielte seine Lippen. „Sie hat immer gesagt, dass jeder Garten ein Spiegel der Seele ist. Vielleicht haben wir vergessen, diesen Garten zu pflegen… unseren Garten.“

Es war das erste Mal seit vielen Jahren, dass Vater und Sohn über sie sprachen – über ihre Mutter, die geliebte Frau, die so viele Jahre fehlte. Die Erinnerungen, die so lange verborgen gewesen waren, kamen zurück, wie Blüten, die sich langsam öffneten. Beide begannen zu erzählen, zu lachen, und sprachen über all die schönen Momente, die sie zusammen erlebt hatten. Die Spannung zwischen ihnen löste sich auf, wie Nebel, der von der Sonne vertrieben wurde.

Am Ende des Nachmittags stand Neulin auf und sagte: „Weißt du was, Papa? Vielleicht sollten wir bald mal wieder zu ihrem Grab gehen. Zusammen.“ Altfred nickte, seine Augen voller Wärme und Stolz. „Ja, Neulin. Das sollten wir tun.“

Von diesem Tag an arbeiteten die beiden Hand in Hand. Altfred brachte seinem Sohn die alten Methoden bei, während Neulin neue Ideen einbrachte, die selbst Altfred staunen ließen. Sie fanden ihren Weg, die Schönheit der Tradition und die Kraft der Moderne zu vereinen. Gemeinsam gestalteten sie den Kurpark nicht nur für die Besucher, sondern auch als ein Denkmal für ihre Frau und Mutter – und für die Liebe, die sie miteinander geteilt hatten.

Hast du auch einen Ort, an dem du dich an etwas Schönes erinnerst? Vielleicht einen Garten oder einen besonderen Platz?

 

Zurück zur wilden Seele

Ein Schluck Apfelsaft – und plötzlich erinnerte sich Tina an ihre verlorene Wildheit. Wälder, Pilze, Freiheit. Ohne nachzudenken, legte sie Steinpilze in den Einkaufswagen. Der erste Schritt zurück zu sich selbst.

Es war ein Nachmittag wie jeder andere für Tina Krümelmann. Die Einkaufstaschen wie gewohnt in der einen Hand, die Liste fein säuberlich abgearbeitet in der anderen. Sie huschte durch die Gänge des Supermarkts, den sie seit Jahren Woche für Woche besuchte. Die gleichen Produkte landeten im Wagen: Nudeln, Tomatensauce, Äpfel – keine grünen natürlich, die mochte sie nicht und hatte es vor Jahren entschieden. Es war ein perfekt orchestrierter Ablauf, der wenig Raum für Überraschungen ließ.

Draußen auf der anderen Straßenseite stand Nennia. Die Hüterin der Süntelbuchen hatte Tina schon eine Weile beobachtet, ihre eiligen Schritte und das angespannte Gesicht. Sie sah die Frau, die einst ein kleines, wildes Mädchen gewesen war, das stundenlang durch den Wald streifte, nach Pilzen suchte und die Geheimnisse der Natur erforschte. Doch dieses Mädchen schien irgendwo zwischen Haushaltslisten, Trachtenvereinen und den Erwartungen der Gesellschaft verloren gegangen zu sein.

Am Eingang des Supermarkts war ein Stand mit kleinen Probiergläsern aufgebaut – Apfelsaft, frisch gepresst, wie ein handgemaltes Schild versprach. Tina blieb kurz stehen, nicht weil sie wirklich interessiert war, sondern weil sich das gehört. „Ist ja umsonst“, murmelte sie sich selbst zu, während sie einen schnellen Blick auf den Stand warf. Die Gläser standen in Reih und Glied, gefüllt mit goldener Flüssigkeit.

Nennia, die Tina genau im Blick hatte, schritt leise näher. In ihrer Hand hielt sie ihren Zauberstab, den Kelch an der Spitze funkelnd im Sonnenlicht. Sie wusste, dass Tina das kleinste Glas wählen würde, weil es sich nicht schickte, zu viel zu nehmen. Mit einer geschickten Bewegung ließ sie einen Tropfen der magischen Quelle in das Glas mit dem wenigsten Apfelsaft gleiten und stellte es etwas abseits. Dann zog sie sich leise zurück, ein Lächeln auf den Lippen.

Tina griff, wie Nennia vorausgeahnt hatte, nach dem kleinsten Glas, trank einen Schluck und spürte plötzlich, wie sich etwas in ihr veränderte. Ein warmes, wohliges Gefühl breitete sich in ihrem Körper aus, wie ein sanftes Glühen. Sie schloss kurz die Augen, und vor ihrem inneren Auge tauchten Bilder auf: ein Wald, durch den sie als Kind lief, die Sonne, die durch die Baumwipfel brach, und der Duft von frischen Pilzen, den sie über alles liebte. Sie erinnerte sich an die blaubeerbefleckten Finger, das Lachen, das durch die Bäume hallte, und die Freiheit, die sie damals empfunden hatte – eine Freiheit, die sie längst vergessen hatte.

Mit einem Mal fühlte Tina sich jung, wild und unbeschwert. Sie sah hinunter in ihren Einkaufswagen, auf die gleichen Produkte wie immer, und griff ohne nachzudenken nach einer Packung frischer Steinpilze, die sie in den Wagen warf. Sie gehörten nicht zur Liste, aber das war ihr egal. Ein kleines Lächeln spielte um ihre Lippen, während sie die Steinpilze betrachtete.

Nennia, die aus einer Gasse beobachtete, nickte zufrieden. „Ach Tina,“ flüsterte sie leise, „das ist erst der Anfang. Bald wirst du dich erinnern, wie es ist, wirklich zu leben – für dich selbst, nicht nur für andere.“

Tina spürte es nicht sofort, aber etwas in ihr hatte sich verändert. Es war, als hätte jemand die Tür zu einer längst vergessenen Welt einen Spalt weit geöffnet. Sie wusste nicht, dass dieser eine Schluck Apfelsaft der Anfang einer Reise war – einer Reise zurück zu ihren Träumen, ihren Wünschen und zu dem Mädchen, das sie einst gewesen war.

Wenn du in einem Wald leben könntest wie Tina es sich als Kind wünschte, was würdest du sammeln oder entdecken?

 

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